» Gedichte aus 2007

 

Ein Jahr

Ein Jahr ist vorbei
365 Tage
gefüllt mit vielen Tränen
Erinnerungen
aber auch warmen Momenten

Die Welt ist nicht untergegangen
sie dreht sich immer noch…

Mein Gott,
hätt mir jemand gesagt,
dass der Schmerz auch nach 365 Tagen 
immer noch unvermindert 
immer wieder zuschlägt
dann hätt ich ihm nicht geglaubt
und ihn einen Thor geschimpft.
365 Tage – soviel kann geschehen
Die Zeit heilt doch alle Wunden???? Oder doch nicht?

Nein!
Ich öffne so häufig das Fenster meiner Seele
und wage den Blick direkt in mein Herz;
Erinnerungen an Dich
Deine Stimme hören, 
Dich sehen,
Dich umarmen,
Deine Wärme spüren….
Die Erinnerungen sind greifbar nahe,
Du lebst in meinen Gedanken weiter
Die Zeit hilft nur, mit dem Unfassbaren leben zu können

Wie häufig ertappe ich mich beim Suchen;
sehe Frauen vor mir gehen
die von der Gestalt her Du sein könnten und
beschleunige meine Schritte,
um einen Blick in deren Gesichter werfen zu dürfen
Und jedes Mal blicke ich in fremde Gesichter

Gerne würde ich
mein Gewissen los lassen,
und für mich die letzten Tage 
- Deine letzten Tage - 
abschliessen

Es quält mich,
dass ich nicht bei Dir war,
in den Stunden,
in denen Du mich am meisten gebraucht hättest

Und doch weiß ich,
dass Deine Gedanken bei mir waren
und Du im Herzen gelächelt hast,
Dich so nicht mehr sehen zu müssen
Du hast mich auf diese Reise geschickt,
und niemand von uns hätte gedacht, 
dass Du Deine letzte Reise so schnell antreten würdest
wir uns nicht mehr wieder sehen dürfen
wer weiß, wofür das wirklich gut war

Ein schlagendes Herz – meines - im wilden Strom des Vermissens 
ich wollte es nicht wahrhaben
und muss nun damit leben
dass es eine Zeit nach Dir gibt
in der ich lernen muss, ohne dich auszukommen 

Mama, 
ich vermisse Dich!

© Iris 26.10.2007

Du lässt mich ich sein

Du
nimmst mir die Traurigkeit
die mich gerade einhüllt wie der Mensch zu Staub im Grabe wird

Du
gibst mir die Hoffnung
dass Dämonen gehen und der Sonnenschein zurückkehrt

Du
machst Hoffnung, 
auf schöne Träume und die Erholung, die der Schlaf mit sich bringt

Du
hörst mir zu
und lässt mich nicht mit mir alleine

Du
trägst mit mir die Last
die der Tod eines geliebten Menschen bedeutet

Du
bist geduldig mit mir
wenn ich zurück schaue anstatt nach vorne

Du
tolerierst meine Gefühlschwankungen
weil Erinnerungen den Blick in die Vergangenheit lenken

Du
unterstützt mein Handeln
wenn ich Gerechtigkeit fordere, um das, worum man mich betrügt

Du
bist bei mir,
auch wenn ich versinke in dunklen Wolken und der Sturm mich zerreisst

Du
hälst mich mit Deinen Flügel
und trägst mich als Ganzes hinweg in unsere Welt

Du
lässt mich wieder träumen lernen
unsere Ziele verfolgen

Du
ich liebe Dich sehr
denn Du
lässt mich ich sein

© Iris 25.09.2007

Dämonen der Nacht

Es ist nachts
ich träume schon wieder
und dann ich seh ganz deutlich Dein Gesicht
und lauf auf Dich zu
seh Dir in die Augen…

Werde wach, 3 Uhr…

Meine persönlichen Dämonen!
Seid Ihr 
mit all Euren Spielgefährten 
schon wieder da?!

Dämonen der Nacht
ich hasse Euch!

Gerade noch weitete sich mein Herz
meine Mutter lebendig, zum greifen nah…
endlich seh ich sie wieder
meine Sehnsucht nach ihr ist unendlich,
doch Ihr Dämonen 
raubt mir die Wärme
die ich gerade noch empfand!

Ihr Dämonen
lasst mich ihre
gebrochenen Augen
das erstarrt Gesicht
die Kälter, die von ihr ausströmt
immer wieder erleben

und ich frag mich

was hat sie empfunden
als ich sie nicht wärmen konnte
ihr nicht beistehen konnte
ihre Hand nicht halten konnte
in all’ den Stunden des Todeskampfes?

Die Vergangenheit ist gegenwärtig
ich durchlebe immer wieder erneut die furchtbare Zeit

Oh Dämonen,
lasst mich doch in Ruhe,
lasst mich los!
Vergangenes IST Vergangenheit
und nicht mehr zu ändern

Ihr Dämonen
lasst mich die Vergangenheit leben
und das Jetzt nicht voll erleben
die Zukunft nicht träumen

Ich trage meine Mutter im Herzen
voller Wärme, Liebe und Dankbarkeit
im meinem Herzen lebt sie weiter
in meinem Leben besuche ich sie am Grab
und in der Zukunft in hoffentlich ganz vielen Jahren
sehe ich Sie im Paradies wieder!

© Iris 23.04.2007

Der Weg

Gestern musste ich ihn wieder gehen
den Weg,
den ich für Mama so oft gegangen bin

Dieser Weg
mit Ziel Krankenhaus
lässt mich gefrieren
in Erinnerungen an die schwere Zeit

Ich befahre den Parkplatz
weiß nicht, wie oft ich dort gestanden habe
mein Herz rutscht bis zum kleinen Zeh

Die Sonne wärmt nicht mehr
lähmend setz ich meine Füße voreinander
zu gehen den kurzen Weg bis zur Pforte

Es stürzt 
meine wieder gewonnene Freude zusammen
Gedanken überstürzen mich

Noch nicht vor all zu langer Zeit
war dieser Weg gefüllt mit
Hoffnung und Bangen
bis zum Sieg der schrecklichen Krankheit

Dieser Weg - 
ich hatte gehofft, 
ihn nie wieder gehen zu müssen
auf jeden Fall nicht so bald

Nun muss ich wohl
diesen Weg für jemanden aus Deinem Herzen gehen

Und wieder ist dieser Weg
gefüllt mit Hoffen und Bangen

Jüppi, bitte verlass uns nicht!

© Iris 15.03.2007

Du bist für mich lebendig durch meine Erinnerungen

Du bist für mich lebendig
einfach da in meinem Leben
ohne nachzudenken
bleibst Du Teil meines Tuns

Ich kann nicht aufzählen
wie oft ich zum Telefon greife
um Dir spontan etwas Schönes zu erzählen
Deine Stimme zum klingen zu bringen,
die da hallt in meiner Erinnerung

Wie gerne würde ich Dir aus meinem Leben erzählen
bei einem Kaffee oder gemütlich sitzend im Hof
meine Ängste und Sorgen einfach teilen
Deine Augen leuchten sehen
bei all dem Schönen in unserem Leben
Deinen Stolz tief eingraben in mein Herz
mich in Deine Geborgenheit begeben

Doch dann kommt das Bewusstsein 
Du bist nicht mehr da…
Und mein Herz läuft über
vom Stein des Vermissens

Tränen fallen auf den Grundstein meines Lebens
und durchweichen das starke Fundament
Und wieder tobt er 
der Orkan meiner Gefühle
und verwüstet das Lächeln in meinem Gesicht

Ich steh an Deinem Grab
und erzähle Dir aus meinem Leben
ich weiß, Du hörst mich
durch die Liebe zu Dir 
bist Du in meinem Herzen lebendig

Mama, Du fehlst!

© Iris 11.03.2007

Nichts ist mehr wie es war

Ich fühle,
Du bist bei mir
meine Gedanken kreisen oft um Dich

Zum Greifen nah
Bilder im meinem Kopf
und doch nicht zu erreichen

Stehe vor Deinem Grab
und erzähle
wünschte, Du könntest mich hören
Dein Rat würde mein Handeln beeinflussen
erwachsen werden hätte nicht ganz so viele Stolpersteine

Es ist schon Vieles geschehen
und ich glaub
so Manches wäre nicht Dein Wunsch gewesen
hättest Du voraussehen können
hättest Du mich davor bewahrt

Fühle mich als Besucher
in meinem eigenen Zuhause
ein Eindringling,
der stört

Fahre nicht mehr häufig nach Hause
denn das Vertrauen dort
ist mit Dir gestorben
das Gewesene vergessen
das Neue nun das Gute

Wenn ich abends in den Himmel schauen
und sehe einen atemberaubenden Sonnenuntergang vor mir
denke ich an den Sonnenaufgang 7000 Kilometer von Dir entfernt zurück
an dem Tag, an dem Du eingeschlafen bist
ich wusste,
Engel wachen über Dich
ich wusste
Deine Gedanken waren bei mir

© Iris 16.01.2007