Klein, aber oho

selten in der Farbe,

ein Falbe mit ganz viel Charakter,

ein Kumpel,

ein Freund,

Angsthase und Kraftbolzen,

dann aber wieder zärtlich und einfühlsam,

verfressen ohne Ende,

stur, eigensinnig,

lernbegierig und auch kämpferisch...

Ein seltenes Exemplar, das ich niemals hergeben würde!

Stockmaß: 160 cm

Farbe: Falbe

Geboren: 1992

Geburtsland: Russland

Abstammung: unbekannt

Brandnummer: 953

Eingetragen bei der FN in Liste 3 für ausländische Pferde

Eingetragener Name: Gipsy 288

Spitzname: Eumelchen

Das Eumelchen wurde im November 1995 von unserer Reitlehrerin als Schulpferd von einem Pferdehändler gekauft. Sie taufte ihn auf den Namen Gipsy. Seinerzeit hatte ich noch kein eigenes Pferd und übernahm eine Reitbeteiligung an Gipsy. Er konnte noch nicht einmal geradeaus laufen. Tempounterschiede in den Gangarten waren völlig normal, auf dem Hufschlag reiten war fast überhaupt nicht drin, „am Zügel gehen“ hatte er noch nie gehört. Alles in allem ein fast „rohes Pferd“. Mit ganz viel Mühe und Geduld war er dann im April 1996 so weit ausgebildet, dass er auf ein Turnier gehen konnte – mit Erfolg (sh. Erfolgsliste). Auf einem der Turnier bin ich dann einigen Mädels begegnet, die mich auf ihn angesprochen haben. Sie meinten, „Das ist doch der Peter Pan!“. Es stellte sich heraus, dass er, bevor er in den Stall kam, in einem anderen Reitstall zur Probe als Schulpferd für 1 Woche gestanden hat und sich dort den Namen Peter Pan redlich verdient hatte *ggggg*. 

Im September 1996 beschloss dann die Reitlehrerin, Gipsy zu verkaufen. Bis dato hatte ich noch nie im Reitstall gesagt, dass ich irgendwann einmal ein eigenes Pferd haben möchte. Und nachdem ich diese für mich negative Nachricht erfahren habe, habe ich spontan gesagt „Den kaufe ich!“. Alle Personen im Stall fielen aus allen Wolken und prophezeiten mir, dass ich mit ihm niemals in der Dressur weit kommen würde. Ich habe mich aber nicht durch diese Aussagen beeinflussen lassen. Den wollte ich haben, oder gar keinen! So unterschrieb ich dann am 26.09.1996 den Kaufvertrag und war fortan Besitzerin dieses einmaligen Tieres. Er fasste Vertrauen, entwickelte eine Lernbegierigkeit und ich brachte ihm die Lektionen für die Dressur während des Reitunterrichtes selber bei.

Im Jahr 1996 habe ich dann das bronzene Reitabzeichen gemacht und fortan durfte ich auch Turniere der Kategorie B starten. Blieb also nichts anderes übrig, das Eumelchen bei der FN (Deutsche Reiterliche Vereinigung) eintragen zu lassen, denn nur dort eingetragene Pferde dürfen in dieser Kategorie starten. Leider musste er im Zuge dessen auch „gebrannt“ werden. Er hat den Nummernbrand 953 erhalten.

Fremden Menschen gegenüber entwickelte er zunächst ein gesundes Misstrauen, dass im Laufe der Zeit zu einem großen Misstrauen wurde. Selbst die Reistallbesitzerin, die ihn morgens aus der Box führt, um zu misten, läuft ihm im Stall hinterher, weil er sich von „fremden“ Leuten nicht anfassen lassen mag. Muss ein Tierarzt kommen, um ihn zu impfen oder zu untersuchen, ist es erforderlich, dass ich anwesend bin und ihn festhalte, weil ihn sonst niemand gehalten bekommt. Das zu mir äusserst sanfte Tierchen entwickelt dann eine irre Naturkraft und es wird gefährlich, sich in unmittelbarer Nähe zu ihm aufzuhalten. Jedoch der Weg zu seinem Herzen führt ziemlich schnell über seinen Magen. Nähert sich eine fremde Person mit Futter, so stellt er seine Öhrchen gerne auf und schaut ganz unschuldig und freundlich durch die Gegend.

Auf Turnieren sind wir zwei wirkliche Außenseiter, da Gipsy ganz bestimmt kein Dressurpferd im klassischen Sinne ist. Ihm fehlt einfach die Eleganz und die für die Dressur notwendigen ausgereiften sehenswerten Grundgangarten. Manche Richter bewerten leider nicht die Perfektion der verschiedenen Lektionen. Doch es gibt auch real denkende Richter, die es hoch anerkennen, dass ich mit diesem Naturtier Dressur reite; und er führt die Lektionen wirklich einwandfrei aus!

Gipsy hat eine Eigenart, die so Manchen zum Lachen bringt: Er zoppt sein Heu in die Wassertränke, damit es nicht mehr so trocken ist *lach*. Ferner frisst er seine ganze Box vom Stroh leer. Auf der Wiese könnte man annehmen, ein Rasenmäher sei unterwegs. Alles in allem ist er wirklich sehr verfressen und zwickt auch schon mal zu, wenn er keine Leckerchen bekommt. Seine absolute Lieblingsspeise sind Bananen!

Im Winter entfaltet das Eumelchen ziemlich schnell seine Natur: Er bekommt ein irre dickes Fell. Die Fellspitzen sind falbenfarben, jedoch das Unterkleid ist schneeweiss. Damit ich dann auch im Winter weiter mit ihm in der Dressur trainieren kann, muss ich ihn alljährlich scheeren lassen und hervor kommt ein falscher Schimmel (sh. auch die Fotos als Rentier!). Da er es sich in der Nacht auch gerne in seinem eigenen Mist gemütlich macht (-> muss wohl schön warm sein), entstehen binnen kürzester Zeit große Mistflecken, die man überhaupt nicht mehr aus dem Fell herausgebürstet bekommt. Damit müssen wir einfach leben, bis dass dann im Frühjahr das Sommerfell in schönem dunklen beige hervorkommt, und das natürlich nicht unbedingt gleichmässig! Sieht nicht ganz so toll aus, aber wenn das Sommerfell denn mal wieder ganz da ist, ist er wieder eine Augenweide.

Ferner ist er wirklich ein braves und wohlerzogenes Tier. Bei geöffneter Boxentür bleibt er solange im Türrahmen stehen, bis dass ich zu ihm sage „Komm“. Aber dann muss ich auch wirklich schnell den Führstrick in die Hand nehmen, weil ansonsten umstehende Bäume und Sträucher vor seinem Hunger nicht sicher sind. Hufeauskratzen läuft fast von alleine. Brauche nur einen Huf aufzunehmen, bei den folgenden Hufen pfeiffe ich einmal und er hebt sie nacheinander an und lässt sich geduldig pflegen.

Manchmal habe ich den Eindruck, er kann lesen und schreiben.. Abteilungsreiten ist nicht so unbedingt sein Ding. Hört er das Kommando „Galopp“, schiesst er wie von der Tarantel gestochen los. Das Pauerpaket ist dann kaum zu halten. Aus diesem Grunde habe ich das Abteilungsreiten ziemlich schnell aufgegeben. Starte heute nur noch Einzeldressuren. In den Jahren, als ich noch E-Dressuren mit ihm gegangen bin, musste ich ihn immer wieder austricksen und vor der Kommandogebung angaloppieren.

ERFOLGE